Lange Nacht der Kirchen in der serbisch orthodoxen Kirche zur Geburt der Allerheiligsten Gottesgebärerin in Wien Ottakring am 28. Mai 2021

Auch heuer nahm die serbisch orthodoxe Kirchengemeinde „Zur Geburt der Allerheiligsten Gottesgebärerin“ in Wien Ottakring an der Langen Nacht der Kirchen in Wien teil. Das Programm begann traditionsgemäß mit dem Abendgottesdienst um 18 Uhr. Dieser Gottesdienst ist der älteste Gottesdienst der orthodoxen Kirche, er geht auf den jüdischen Abendgottesdienst zurück, der seit den Tagen des Königs David (ca. 1000 v.Chr) gefeiert wird. Damit die Besucher der langen Nacht der Kirchen dem Gottesdienst folgen können, wurde dieser teilweise in deutscher Sprache zelebriert. Alles, was beim Abendgottesdienst gesprochen wird, wie die Lesung des Eingangspsalms 104, das Bittgebet, die Ektenie und die Fürbitten wurden in deutscher Sprache gelesen, die gesungenen Passagen wurden kirchenslawisch gesungen.

Im Anschluss an den Abendgottesdienst folgte um 19 Uhr ein Vortrag des Gemeindediakons der Ottakringer Kirche, Protodiakon Roman Fischer zum Thema „Orthodoxe Spiritualität“. Seit dem Sündenfall Adams ist die menschliche Seele verwundet, was zur Folge hat, dass sie den Heiligen Geist abstößt. Es ist notwendig, die vom Sündenfall verwundete menschliche Seele zu heilen, damit diese den Heiligen Geist in sich aufnehmen und mit Hilfe des Heiligen Geistes die Gegenwart Gottes wahrnehmen kann. Bis zum Kommen unseres Herrn Jesus Christus gelang es nur wenigen Menschen, ihre verwundete Seele zu heilen, wie zum Beispiel dem Propheten Moses. Sie waren bei ihren Bemühungen um die Heilung der Seele auf sich allein gestellt. Jesus Christus hat dies grundlegend geändert, indem Er die Kirche als Spital für die verwundete Seele schuf. Der orthodoxe Priester ist nicht nur Liturg, sondern vor allem ein Arzt für die Seele, der im Beichtgespräch mit jedem einzelnen Gläubigen die Therapie entwickelt, die die jeweilige Seele benötigt und der den Gläubigen „Arzneimittel“ in Form der Göttlichen Mysterien (Sakramente) gibt. Die Betrachtung der Kirche als Spital und des Priesters als Arzt der Seele ist ein besonderes Charakteristikum der orthodoxen Kirche.

Um 20 Uhr wurden volkstümliche religiöse Lieder vorgetragen. Die Kinder Lazar Jeftić, Nikolina Grabovičanović, Anika und Hana Stojadinović, Matija Govedarica und Milena Prolić machten die Besucher mit den Liedern bekannt, mit denen serbische Kinder sowohl in Serbien als auch in Österreich in ihren Familien aufwachsen. Diese Lieder stammen größtenteils von dem Heiligen Bischof Nikolaj Velimirović (1881-1956), der einer der größten Theologen und religiösen Dichter Serbiens bekannt ist.

Danach präsentierten die erwachsenen Sänger der Kirche in Wien Ottakring das griechische orthodoxe Liedgut. Radisav und Jelena Pantić sangen den Marienhymnus „Agni parthene“, den der Heilige Bischof Nektarios von Ägina im Jahre 1905 während einer Vision hörte und anschließend aufzeichnete. Es handelt sich um ein nicht von Menschen komponiertes, sondern von Engeln gesungenes Lied. Frau Jovana Pantić und Isidora Gajić sangen das Ostertroparion „Christus ist erstanden“ gleichfalls in griechischer Sprache.

Zum Schluss sangen die Schwestern Jovana und Jelena Pantić auf Deutsch das Gebet „Vater Unser“ zu der in Österreich in den katholischen Kirchen gesungenen Melodie und noch einmal das Lied „Leute, freuet euch“ mit einer anderen Melodie.

Die anläßlich der Langen Nacht der Kirchen in die Kirche „Zur Geburt der Allerheiligsten Gottesgebärerin“ zeigten sich von der Schönheit des orthodoxen Liedguts beeindruckt und gingen geistlich gestärkt nach Hause.

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