Das Patronatsfest unserer Kirche in Braunau, die auf den Heiligen Apostels und Evangelisten Markus geweiht ist, begann mit einem feierlichen Abendgottesdienst am Vorabend, den der Gemeindevorsteher, Priester Andrej Živković zusammen mit Protodiakon Roman Fischer aus Wien zelebrierte.
Nach dem Gottesdienst wandte sich Vater Andrej an die Gläubigen und erklärte ihnen die Bedeutung des mit dem Abendgottesdienst begonnenen Feiertages.
Am nächsten Tag, dem 8. Mai, dem Festtag des Heiligen Apostels und Evangelisten Markus, versammelte sich das gläubige Volk in der Früh vor der Kirche, um unseren Bischof zu empfangen. Nach dem feierlichen Einzug des Bischofs in die Kirche, die an diesem Tag besonders schön geschmückt war, begann die Göttliche Liturgie. Die Liturgie zelebrierte Seine Exzellenz, Herr Andrej, der Bischof von Österreich und der Schweiz. Mit ihm zelebrierten im Altar Priester Dalibor Petrić, der Gemeindevorsteher von Sankt Pölten, Priester Andrej Živković und Protodiakon Roman Fischer, und am Gesangspult ein kleiner Chor unter Leitung des Erzpriesters und Kreuzträgers Petar Pantić aus Wien. Die Lesung aus den Apostelschriften trug der Doktorand Milan Kostrešević aus Bern vor, der als Begleiter des Bischofs gekommen war. Die zu diesem hohen Feiertag versammelten Gläubigen hielten alle epidemiologischen Maßnahmen ein, die in der Republik Österreich vorgeschrieben sind.
In seiner Predigt erläuterte Bischof Andrej den Gläubigen, wer der Apostel und Evangelist Markus war und welche Bedeutung sein Evangelium für die Kirche hat. Markus wird in der Apostelgeschichte Johannes Markus genannt. Er stammte aus Jerusalem und er war der Vetter des Barnabas. Das Haus seiner Mutter Maria wurde später zum Mittelpunkt der Jerusalemer Urgemeinde. Johannes Markus war im Jahre 45 in Antiochia und brach von dort zusammen mit Paulus und seinem Vetter Barnabas auf eine Missionsreise auf, die ihn nach Zypern und von dort weiter an die Südküste Kleinasiens führte. Dort musste er, vielleicht aus Gesundheitsgründen, die Reise abbrechen und nach Jerusalem zurückkehren. Paulus wollte ihn deshalb später nicht auf seine zweite Missionsreise mitnehmen. Später bestand wieder ein gutes Verhältnis zwischen Paulus und Markus, der während der ersten Gefangenschaft bei Paulus in Rom ist und um dessen Kommen Paulus bei seiner zweiten römischen Haft den Timotheus ausdrücklich bittet. Nach dem Apostelkonzil im Jahre 50 ging Markus mit seinem Vetter Barnabas nach Zypern, wo sie ihre auf der ersten Reise mit Paulus begonnene Missionstätigkeit fortsetzten. Danach folgten einige Jahre in Rom, wo Markus sowohl mit Paulus als auch mit dem Apostel Petrus beisammen war. Vermutlich nach dem Tod des Petrus ging Markus nach Alexandria in Ägypten, wo er der erste Bischof in dieser bedeutenden Stadt wurde. Er erlitt dort am 25. April / 8. Mai 68 den Märtyrertod. Er wurde von den Christen von Alexandria bestattet und seine Reliquien ruhten in dieser Stadt, die bis 642 ein bedeutendes christliches Zentrum war, dann aber unter die Herrschaft der Araber kam. Im Jahre 828 entwendeten zwei venezianische Kaufleute die Reliquien und brachten sie in ihre Heimatstadt, wo sie bis heute im Markusdom liegen und verehrt werden.
Als Markus in Rom mit Petrus zusammen war, hörte er alle Predigten des Apostels Petrus und erfuhr so viel über die Begebenheiten während des Lebens Jesu Christi auf Erden und über die Worte Jesu Christi. Markus schreib sich dies alles auf und stellte daraus ein Buch zusammen, das Markusevangelium. Sein Evangelium war das erste Buch dieser Art und es wurde von den anderen Evangelisten als Grundriss für den Aufbau ihrer Evangelien genommen, wobei wir erkennen können, dass sie viele Aussagen des Markusevangeliums inhaltlich und teilweise auch wörtlich übernommen haben. Die Haupttendenz des Markusevangeliums ist es, den Lesern zu zeigen, dass Jesus Christus wahrhaft der Sohn Gottes ist, weshalb Markus auch mit den Worten „Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, dem Sohn Gottes.“ Der Evangelist Markus berichtet dann eine Reihe von Begebenheiten, die dies bezeugen: die Ereignisse bei der Taufe des Herrn, seine Verklärung, seine Wunder, die Worte der Dämonen und zuletzt das Bekenntnis des römischen Hauptmanns unter dem Kreuz. Markus möchte seine Leser zum Glauben und zum Leben in Gott führen.
Bischof Andrej gedachte in seiner Predigt auch der ersten Generation der Gastarbeiter, die unter den schwierigen Umständen des Lebens in der Fremde ihrer Kinder gut erzogen und ihnen die Liebe zu ihrer Kirche weitergegeben haben. Seine Exzellenz lobte den Eifer und die Arbeit dieser kleinen Kirchengemeinde, die mit jedem Jahr nicht nur zahlenmäßig sondern auch geistlich heranwächst.
Nach dem Gebet unter dem Ambo wurden zur Freude aller Anwesenden das Festtagsbrot und die gekochten Weizenkörner geweiht. Paten des heurigen Festes des Kirchenpatrons waren die Familien Gligorić, Bojić und Stevanović aus Altheim. Die Patenschaft für das kommende Jahr übernahm Frau Milunka Bojić aus Braunau. An der heiligen Bischofsliturgie nahm auch der Leiter des Konsulats der Republik Serbien in Salzburg, Herr Dejan Udovičić teil. Eine besondere Freude für alle war es, dass Schwester Katharina Franz vom Franziskanerorden in Vöcklabruck zu ihnen gekommen war. Der Initiative der Schwester Katharina ist es zu verdanken, dass die leerstehende Kirche des Kapuzinerklosters von Braunau seinerzeit nicht säkularisiert, sondern an die Serbische Kirchengemeinde von Braunau verkauft wurde.
Alle, die als Brüder und Schwestern aktiv am Leben dieser jungen Gemeinschaft teilnehmen, trugen dazu bei, dass bei diesem zweitägige Fest in unserer Kirche alle Anwesenden mit viel Liebe aufgenommen wurden. Offene Herzen, die in der Markuskirche in Braunau versammelt sind, öffnen die Türen der heiligen Kirche in der Hoffnung, dass die Anwesenden ihre Verwandten und Freunde einladen werden, zu kommen und ihre Kinder an die Quelle der orthodoxen Spiritualität zu bringen, die uns alle in der Diaspora nährt, schützt und verteidigt.
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