„LAUDATO SI“… Im Lichte der orthodoxen Thoelogie

2. (DE) LAUDATO SI

Priester Dr. Gajo Gajic,

Wissenschaftlicher Mitarbeiter

an der orthodoxen theologischen Fakultät,

Universität Belgrad

Die Tatsache, dass siebeneinhalb Jahre nach der Entstehung der Enzyklika „Laudato Si“ vergangen sind, ändert nichts daran, dass die Enzyklika heute gleich wie am ersten Tag seiner Abfassung, wenn nicht noch aktueller ist und wenn auch nicht aktueller dann löst es gemischte Gefühle aus. Auf der einen Seite sehen wir die unvergängliche Botschaft positiv, welche diese Enzyklika mit sich trägt, auf der anderen Seite finden sich wiederum negative und besorgniserregende Nachrichten, wo es sehr wahrscheinlich sein kann, dass sich einige Warnungen, die dort genannt wurden, auch bewahrheiten könnten.

Denn die gesamte Menschheit lebt schon seit längerer Zeit in dem Wissen um die Möglichkeit eines nuklearen Krieges in naher Zukunft. Aber auch ohne dies ist das Leben auf unserem Planeten Erde seit langem bedroht, sei es durch die Ozonschicht, die Luftverschmutzung, die natürliche Umwelt, das Wasser, die ungleiche Verteilung von Gütern usw…. Nichtsdestotrotz kennen wir die Worte des Apostel Paulus (die aktueller sind denn je), „Denn die Schöpfung wartet sehnsüchtig auf das Offenbarwerden der Söhne Gottes. Gewiss, die Schöpfung ist der Nichtigkeit unterworfen, nicht aus eigenem Willen, sondern durch den, der sie unterworfen hat, auf Hoffnung hin: Denn auch sie, die Schöpfung, soll von der Knechtschaft der Vergänglichkeit befreit werden zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes. Denn wir wissen, dass die gesamte Schöpfung bis zum heutigen Tag seufzt und in Geburtswehen liegt.“ (Apostel Paulus schrieb vor langer Zeit an die Römer: 8,19-22).

Somit kommen wir zu dem Menschen, zu der Art und Weise seines Lebens, was an vielen Stellen im Brief (Laudato Si) unterstrichen wird, vor allem im Bezug auf die Verletzung des Gleichgewichts in den Verhältnissen zwischen: Mensch, Welt und Gott. Es handelt sich somit um ein universelles, panhumanistisches Problem, das in jedem Sinne sowohl die nationalen als auch religiösen Teilungen transzendiert. In diesem Sinne ist es auch ein interkonfessionelles, internationales und ökumenisches Problem. Es soll darauf hingewiesen werden, dass das griechische Wort „ökumenisch“ oder auf gr.οικουμένη„, denselben Wortstamm zur Grundlage hat, wie das WortÖkonomie“ nämlich das Wort οικος – „Heimat„. Im Falle der Ökologie haben wir die Wortzusammensetzung „οίκος + λόγος, was so viel wie verständliches, sinngemäßes und nüchternes Führen bedeutet, d. h. „das Haus verwalten(Das ist es, wovon der Brief (Laudato Si) spricht, dass dieses heilige Haus unser und Gottes Haus gleichzeitig ist, das uns gegeben wurde als unser eigener Garten, von dem wir uns ernähren und um welchen wir uns kümmern sollten, und für welchen wir somit auch eine Verantwortung haben.)

Aus christlicher Sicht betrachtet ist der Mensch nach den Worten des Heiligen Maximos, dem Bekennerm, der „Mikrokosmos im Makrokosmos“, der Priester der Schöpfung, die er Gott darbringt um geheiligt zu werden, d. h. um gerettet zu werden, um zur eucharistischen Vision der Welt (und dem Modell zur Lösung des Problems) zu gelangen, wie es der zeitgenössische griechische Theologe Metropolit Ioannis (John) Zizioulas (seit vielen Jahren Ko-Vorsitzender des theologischen Dialogs der römisch-katholischen und der orthodoxen Kirche zusammen mit Seiner Exzellenz Kardinal Walter Kasper und später Kurt Koch) theologisch definiert hat, oder wie das Uhr von Baltazar in seinem klassischen Werk Kosmische Liturgie beschrieben hat.

Wenn wir sagen, dass die Theologie der Kirche die Frage nach der Ökologie inmitten der eucharistischen Weltanschauung stellt, nämlich die Schöpfungslehre, Sein Schaffen unmittelbar mit dem Leib Christi verbindet, bei welchem auch in Seiner Person die ganze Materie und Schöpfung inkorporiert ist, d. h bestimmt wurde für die Errettung eines jeden Menschen, die der Mensch als Priester der Schöpfung Gott zur Heiligung darbringt, dann verstehen wir, dass die Lehre der Kirche in dieser Hinsicht einen großen Fortschritt und eine Wendung von der sozialen und ethischen Voraussetzung hin dieses Problem zu einer ontologischen mehr noch zu einer existenziellen Grundlage macht. Aus dieser Perspektive bedeutet es, dass es für den Menschen nicht um Kosmetik geht (κόσμος-Schönheit), nicht um bloße Ethik, damit es besser wird als es ist (aber auch nicht um Wirtschaft, damit wir etwas Geld geben für die Waisen, welches dann nicht versteuert wird, natürlich), sondern um Leben und Tod, sein oder nicht sein.

Natürlich ist die Frage des Heils immer eine persönliche Frage, und deshalb sollten wir anstelle großer Erwartungen an die großen weltlichen Konzerne eher die kleineren christlichen Schritte und kleineren Gemeinschaften folgen, die von den wenigen Leuten Gottes schon gemacht wurden und die ein Vorbild für das persönliche Leben eines jeden, sowie dem Verhältnis zu der ganzen Natur als Beispiel vorangehen. Nach den Worten des Heiligen Seraphim von Sarow: Rette dich und rette 1000 Menschen um dich herum. Das persönliche Beispiel und die persönliche Verklärung sind immer die Voraussetzungen für den Kern, der eine positive Lawine auslösen kann, anstatt sich der Globalisierung zu stellen und sich für einen unpersönlichen Plan zu entscheiden und zu verlangen, dass andere Menschen unsere Arbeit erledigen und unser Opfer ertragen müssen.

So viel zur Einführung. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

**Inspirationstag der Diözese Wien, „Laudato Si“ im interreligiösen und ökumenischen Dialog. Wien, 7. 10. 2022.

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